„Vom Hopfen gekratzt“
Von der Kistenfabrik zum Hopfengutwahnsinn!
Bei uns in Tettnang sagt man: „Wen der Hopfen einmal...
“Hier auf der linken Seite sehen Sie die moderne Rechteckballenpresse und daneben im Vergleich das historische Verfahren, bei dem der Hopfen noch mit den Füßen in den Sack gepresst wurde. Diese schwere Arbeit ist dank unserer modernen...” WÜRG.QUIETSCH.SCHEPPER.RUMS.
Der Museumsführer, der gerade noch gegen die lautstark dröhnende Hopfenpresse anbrüllen musste, verstummt angesichts eines heftigen Knalls im Hintergrund. Die Darr-Mannschaft irrt panisch umher. Unsere unzerstörbare Hopfenpresse scheint zerstört. Kann das wirklich wahr sein? 20 Jahre lang hatte Sie keinen richtigen Schaden von dem einen oder anderen Wehwehchen mal abgesehen. Was ist passiert? Überspringende Ketten? Fremdkörper im Hopfensack? Ein klarer Fall für Hopfengut Mechaniker Matthias. Da kommt er schon, sichtet, grübelt, sichtet noch mal und urteilt dann mit vernichtender Diagnose - Getriebeschaden! Puh, dann ist der Slogan des Tages wohl “Ernte-Stillstand live erleben”. Denn auch wenn sich die Abläufe über mehrere Hallen erstrecken, ist alles aufeinander abgestimmt. Fällt ein Glied in der Kette aus, steht die gesamte Maschinerie.
Das Krisenmanagement beginnt. Irgendwo wird es ja wohl Ersatz geben, es sind hunderte Pressen im Einsatz. Blöd nur, dass ausgerechnet unsere Presse ein Unikat zu sein scheint und nur wenige Exemplare in ganz Deutschland existieren. Ok, Zeit in Panik zu geraten. Letzte Chance unsere Landmaschinenmechaniker des Vertrauens Familie Häfele. Diese setzen alle Hebel in Bewegung und nach einigen bangen Stunden erreicht uns die Nachricht, die hoffen lässt. In der Hallertau gibt es einen brandneuen Motor, der quasi nur auf seinen Umzug ins Hopfengut gewartet hat. Dachten Onkel Peter und Cousin Max in einem Moment noch sie hätten Feierabend, erklären sie sich im nächsten schon dazu bereit, als Motor-Express-Kurier ins ferne Bayernland auszuschwärmen. Pünktlich zur Mitternacht erreicht der Motor die Werkstatt der Familie Häfele auf Tettnanger Boden. Was für eine Nacht und Nebelaktion!
Der Folgetag. Die Ernte Mannschaft schläft ungewöhnlich lange und gönnt sich gerade eine zweite Tasse Kaffee als Familie Häfele um die Kurve auf das Hopfengut düst. Auf der Pritsche geladen glänzt in der Sonne der neue Motor für unsere Hopfenpresse (einige Augenzeugen behaupten zeitgleich einen Engelchor und Schalmeien gehört zu haben). Die Installation des neuen Motors scheint kein Problem und tadaaa tatsächlich nimmt die Presse wieder Fahrt auf. Doch oh Schreck, das altvertraute Dröhnen, Knattern und Quietschen ist fort! Sie ist nicht mehr dieselbe. Sie arbeitet leise, unscheinbar, beinahe elegant. Ein Gefühl von Trauer und Abschiedsschmerz weicht jedoch einer riesengroßen Erleichterung – es geht weiter. Die Mission zählt: Der Hopfen muss in den Sack.
An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Matthias Haltmaier, Landtechnik Häfele, Peter & Max Locher für die schnelle Hilfe!