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Eine unaufhaltsame Tragödie führt zur Lösung

Was bisher geschah: unser Hopfengut ist über die Jahre hinweg kontinuierlich gewachsen. Die Abläufe im Hopfenbetrieb, Museum und Gastronomie wurden daraufhin immer wieder angepasst. Doch gefundene Lösungen waren nie von langer Dauer.  Unsere Erkenntnis: es muss sich grundlegend etwas ändern, der Hopfengut Wahnsinn braucht mehr Platz. Liegt die Lösung in der alten Hopfenhalle?

Einen Weg zu finden, dieses Gebäude aufzuwerten und umzunutzen ist in vielerlei Hinsicht ein verlockender Gedanke, denn die alte Hopfenhalle ist ein Stück Familiengeschichte.

Unser Ur-Opa Bernhard erbaute die Hopfenhalle nicht etwa am heutigen Hopfengut, sondern am Tettnanger Stadtrand. Ein schauriger Brandfall zerstörte das Gebäude, so dass die Gebrüder Locher in kürzester Zeit eine neue Halle errichten mussten und diese hatte es in sich. Drei Stockwerke hoch, ein regelrechtes Fachwerkschloss, eine Zurschaustellung der Tettnanger Zimmermannskunst, so die Presse.

Die großzügigen Dimensionen dienten dem Zeck die geernteten Hopfendolden zu darren, über mehrere Stockwerke aufzuhäufen und anschließend in Landballen zu pressen. Allein die Halle zu sehen weckt viele Erinnerungen. Der tolle Anblick der Doldenkegel auf dem alten Dielenboden mit diesem unglaublichen Geruch. Das reizvolle Gefühl des Verbotenen, sich heimlich in die Hopfenhäufen fallen zu lassen. Nicht zu vergessen den riesigen Spaß auf den Hopfensäcken zu klettern und im Tunnelsystem aus Schlitzen und Spalten Fangen und Verstecken zu spielen. Für die Älteren steht die Halle auch für harte körperliche Arbeit, gesellige Stunden, Sorgen über schlechte Ernten, Freude über tolle Ergebnisse. Eine Vielzahl unterschiedlichster Emotionen stecken in diesem Fachwerk.

 

1994 entschieden unsere Eltern, der städtischen Entwicklung zu weichen und den Umzug des Betriebs vom Stadtrand Tettnang nach Siggenweiler ins Hopfengut Steiner in Angriff zu nehmen. Damals eine unvorstellbare Entscheidung für uns Kinder. Die Hopfenhalle, unseren Abenteuerspielplatz zurück zu lassen glich einer unaufhaltsamen Tragödie.

Doch vier Jahre nach dem Umzug kam unser Vater mit einer seiner außergewöhnlichen Ideen. Anstatt die alte Halle abzureißen, wurde sie wie ein Modellbausatz abgebaut und am heutigen Hopfengut wieder zusammengesteckt. Eine verrückte Aktion. Seit 1998 steht die Halle nun als neuer und zugleich alter Teil auf unserem Hopfengut. Hopfen wurde nie wieder darin getrocknet, stattdessen wurde die Halle umgeschult zur Hopfensiegel- und Lagerhalle.  Was für eine Karriere und was für eine Geschichte. Abgebrannt, aufgebaut, abgerissen, umgezogen, aufgebaut… und nun? Zeit für ein neues Kapitel!

 

 

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