Verpasste Jubiläen
Wir schreiben das Jahr 1995, Sonntag den 19. Mai. Die ganze Familie Locher ist herausgeputzt und...
1956, die letzte Hopfenranke der Jahresernte wird vom Hopfengärtner per Stängele vom Gerüst geschüttelt und fällt mit dem so unverkennbaren Rauschen zu Boden. Im Hopfengarten ist es ganz still. Alle beobachten das Geschehen dieses so bedeutungsvollen Moments. Mit einem verschmitzten Lächeln packt der Hopfengärtner die am Boden liegende Pflanze und zieht sie zur sympathischen Hopfenpflückerin, die gerade mit ihrem Ranken fertig geworden ist. Beinahe erschrocken und mit ungläubigem Blick, nimmt sie vom Hopfengärtner die letzte Ranke der Ernte entgegen. Lauter Jubel brandet auf: „Die Hopfensau lebe hoch! Hoch lebe unsere Hopfensau!” Bevor die frisch gekürte Hopfensau versteht was gerade geschieht ist sie schon gekrönt mit einem Hopfenkranz und findet sich auf den Schultern zweier Burschen wieder. Gefolgt von der jubelnden und singenden Erntemannschaft wird sie in einer Parade aus den Hopfengarten durchs ganze Dorf getragen. Die Hopfenernte ist vorbei, die Hopfensau gekrönt. Zeit für den Hopfenschmaus.
So, oder so ähnlich, manchmal vielleicht ganz anders, wurde zu Opa Bernhards Zeiten, die Hopfensau in Tettnang gekürt. Die Person, die die letzte Ranke eines Betriebes abernten durfte erhielt diesen so „ehrenvollen“ Titel. Die Frage, ob es denn etwas Gutes war, Hopfensau zu sein, lässt sich nur schwer beantworten. Fakt ist, dass eine Hopfensau keinen leichten letzten Erntetag vor sich hatte. Hopfensauen waren beliebte Opfer Tettnanger Lausbuben. Die ein oder andere fand sich, bevor sie sich versah, im Saustall oder in der Mistkarre wieder. Doch das Hopfensauendasein hatte auch etwas Gutes. Denn der Hopfensau stand die Resteverwertung im Hopfengarten zu. Alle Hopfenkörbe der anderen Pflückerinnen, die nicht vollständig gefüllt waren, wurden der Hopfensau geschenkt. Diese zusätzlichen Erntemengen konnten beim Bauern eingetauscht und so der Erntelohn ordentlich aufgestockt werden. Am Abend, zum Hopfenschmaus war die Hopfensau übrigens schon eher eine Hopfenkönigin, die geehrt wurde und mit der einfach jeder einmal tanzen wollte.
Die eigentliche Hopfensau fand ihr Ende, als die ersten Bauern, darunter unser Opa Bernhard sich von der Handernte abwandte und in einen großen eisernen Pflücker investierte. Ursprünglich wollte Opa Bernhard die Person zur Hopfensau machen, die die letzte Ranke in die Maschine einhängte. Der Nervenkitzel hielt sich dabei jedoch stark in Grenzen. Damals wie heute handelt es sich beim Hopfeneinhängen um eine One-Man-Show, und so steht bereits zu Beginn der Ernte fest, wer denn am Ende die Hopfensau sein würde. So gelang es leider vorerst nicht, die Hopfensau mit in die Moderne zu führen.
Mit dem Einzug der Brauerei ins Hopfengut kam uns aber die Idee, wie der Hopfensau ein würdiges Comeback gelingen könnte. Wir haben kurzerhand nicht einen Helfer zur Hopfensau gekürt, sondern ganz einfach ein Bier. Nämlich genau das Bier, dass mit den Dolden der letzten Ranke des jeweiligen Erntejahres gebraut wird. Ein kräftiges, vollmundiges Bier, ein würdiges Finale. Unverwechselbar wird unsere Hopfensau durch ihr Etikett das jedes Jahr von einem anderen Künstler gestaltet wird. Wie die Hopfensau 2020 aussieht? In Kürze im Hopfengut Regal.
Wir schreiben das Jahr 1995, Sonntag den 19. Mai. Die ganze Familie Locher ist herausgeputzt und...
Mit Hopfen kochen haben wir schon oft probiert. Da er das Bier so wunderbar würzt, sollte das doch...
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